2008

SA 19. Juli 20:00
Pfarrkirche St. Margareta
3920 Groß Gerungs

recreate Cover 2008

Hildegard von Bingen schuf ORDO VIRTUTUM (= Der Reigen der Gotteskräfte) wahrscheinlich zur Einweihung ihres Klosters, das sie am Rupertsberg, in der Nähe ihres Heimatortes Bingen am Rhein, zwischen 1146 und 1150 errichtet hatte. Das Werk ist das früheste bekannte liturgische Moral-Spiel. Die Uraufführung wurde vermutlich von den am Rupertsberg lebenden Nonnen selbst gesungen.

Vokalensemble Amoris Fontana:
Katharine Schätz (Sopran/Solo), Eva Kempf, Michaela Peschke und Silvia Fröschl (Sopran), Michaela Mörzinger (Mezzo), Monika Opalensky (Alt). In weiteren Rollen: Stephan Strobelberger (Tenor), Robert Mörzinger (Bariton), Egon Kempf (Bass) und Susanne Vogler (Sprechstimme).

Instrumentalimprovisationen: Thomas Brandeis (Kontrabass/Saxophon)
Kostüme: Barbara Esslbauer/Christa Himmer, Licht: Christian Leeb,
Fotos und Projektmanagement: Eva Brandeis
Leitung: Eva Kempf

Gibt es das überhaupt „weibliche Spiritualität“? Gottesnähe aus „typisch weiblicher Sicht“? Von Frauen besonders „für Frauen erlebte Religiosität“? Hildegard v. B. beschritt in ihrer Gottesauffassung besondere Wege: Sie folgte der Tradition der Weisheitslehre des Alten Testaments und beschrieb v.a. in weiblichen Symbolen (wie Ecclesia, Maria und der geheimnisvollen Figur der Caritas) ihre Vision Gottes.
Ihre Nonnen liebten es, wenn sie laut singend durch die Gänge ihres Klosters schritt. Sie erlaubte es ihren Nonnen, sich an besonderen Feiertagen in weißen, langen Seidengewändern, offenen Haaren und Haarkranz als Bräute Christi zu präsentieren; warum sollten sie das nicht in ihrer vollen weiblichen Schönheit tun? Im ORDO VIRTUTUM beschreibt Hildegard v. B. in Wort und Musik die Einzelseele – „wie Gott sie in seinem liebevollen Herzen schon vorausgeahnt hatte“ – auf dem beschwerlichen Weg durch die vielfältigen Reize und Begierden des menschlichen Lebens. Das erste geistliche Musikdrama besticht durch die Originalität von Text und Musik. Als Autorin und Komponistin zeigt sie sich als wahre Seelenkennerin: „ich will doch bloß g e n i e ß e n“, meint die Seele … und schon zieht der Teufel sie in seinen Bann. Augenblicklich verliert sie die Verbindung zum Göttlichen. Damit eröffnet Hildegard in diesem wirklich modern anmutenden Stück die Perspektive auf eine völlig überraschende Innenansicht des Menschen: Schillernd wie ein Regenbogen erscheinen die personifizierten Gotteskräfte und nehmen wie ein wunderbares Naturereignis ihren ureigensten Platz ein. Die Seele erkennt ihre wahre Beschaffenheit und macht sich auf den Rückweg zu Gott. (Eva Kempf)
Eintritt Erwachsener: € 12,–
Eintritt Schüler/Studenten: Pay as you wish

Coverbild Amoris Fontana: Eva Brandeis
Fotos bei der Veranstaltung: waldsoft